jetzt bin ich schon einen monat unterwegs. wie die zeit vergeht! das sind dreissig tage voller neuer erlebnisse, horizonterweiterungen, impressionen und toller erfahrungen. und immer wieder begegnungen, sei es nun mit einheimischen latinamerikanern oder aber mit enorm vielen backpacktouristen in den hostels. man trifft so wahnsinnig viele leute aus aller welt. manchmal bleibts beim freundlichen smalltalk und den standartgemässen fragen nach dem woher und wohin. manchmal sind die gespräche tiefgründiger und man hört so viele geschichten und andere erlebnisse, dass man noch mehr reisesehnsucht bekommt, als man ohnehin schon hat. dass das fernweh nur noch mehr wächst, dass man noch mehr bereisen und erleben will, gleichzeitig aber weiss, dass die zeit dazu bei weitem nicht ausreichen wird. oder wie es danielle, eine backpackerin aus holland, so schön formuliert hat: „if you travel you just have one problem: your bucketlist is getting bigger and bigger.“

 

 

31/05/2012 - 04/06/2012

bocas del toro

 

die grenze von costa rica und panama ist ein kleiner hindernisparcour: auf einer alten eisenbahnholzbruecke mit vielen loechern gelangt man ins naechste land. man muss wirklich aufpassen, dass man nicht in die luecken tritt: eine touristin vor uns stuerchelt und verletzt sich am bein.

 

ich und claudia (eine kennengelernte schweizerin, die ebenfalls nach bocas del toro reist) kommen unverletzt auf der anderen seite an. dann beginnt eine kleine geduldsprobe, weil fuer den visumsstempel nur eine warteschlange existiert. egal ob man von panama nach costa rica reist oder umgekehrt: man quetscht sich ins gleiche buero. tolle organisation!

 

von almirante geht's mit einem wassertaxi zur karibischen inselgruppe bocas del toro. wir quartieren uns am gleichnamigen hauptort auf der isla colón ein. die einfahrt zu dieser insel ist einmalig: auf stelzen stehende haueser bilden einen farbigen kontrast zum sonst nur gruenen ufer. ein maedchen rudert in einem kayak seelenruhig ins offene gewaesser. chiquita-bananen-container stehen am hafen. bocas del toro selbst ist ein kleiner, verschlafen wirkender ort, der trotz aufboomendem tourismus noch recht "panamaisch"wirkt. es ist heiss, chinesenlaedeli und souvenirshops schmuecken die hauptstrasse. ueberall stehen blaue telefonkabinen. farbige haueser zieren die quartiere und es kommt etwas kuba-feeling auf. die leute empfinde ich als viel freundlicher als die costa ricaner, unser hostel heike ist klein, verwinkelt und haerzig. ich bin begeistert!

 

fuer den ersten tag haben wir einen bootsausflug gebucht. das delphin-angucken ist relativ enttaeuschend, sehen wir doch nur gerade zwei, drei dieser saeugetiere. das anschliessende schnorcheln ist dann schon viel besser: fische, pflanzen und unzaehlige korallenriffe sind zu begutachten. wunderbar farbig - es sieht so aus, als ob dieses gemaelde von hand hingezeichnet worden waere. schlussendlich relaxen wir am weissen strand eines nationalparkes und sehen schlaftiere, spinnen und seesterne.

 

vom schnorcheln und der unterwasserwelt schlichtweg begeistert, nutze ich die sprichwoertlich guenstige gelegenheit und buche beim unternehmen "the dutch pirate" einen tauchkurs. in bocas del toro kostet die open water zertifizierung deutlich weniger als anderswo.

 

ich bin regelrecht berauscht von den tauchgaengen: diese wunderbar ruhige, farbige und total neue welt zieht mich regelrecht in ihren bann. nebst dem vergnuegen im offenen gewaesser gehoert natuerlich auch eine portion theoretisches wissen dazu: ich bueffle diverse handzeichen, was es mit dem druckausgleich auf sich hat, welches equipement man fuers tauchen braucht. unter wasser wird das wissen praktisch angewendet und uebungen absolviert. was macht man, wenn wasser in die tauchbrille gelangt? wie reagiert man, wenn keine luft mehr vorhanden ist? und dann gibt es natuerlich auch noch ganz ganz viel pures vergnuegen:

 

es ist einfach wahnsinnig, was man da in 12 metern tiefe alles zu sehen bekommt... seepferdchen und seesterne; ein langes, schwarzes, gummiges ding, genannt seegurke; ein flacher, grauer kaiserfisch; dinge die aussehen wie pilze mit wuschligem kopf; ein seepapagei und eine flamingozunge, eine art schnecke die sich an einen halm klammert; ein giftiger rotfeuerfisch mit bedrohlich aussehenden federn; langschnablige trompetenfische; ein so genannter oranger filetfisch, welcher aber nicht orange sondern schwarz war...; ein giant hermit, eine riesenkrabbe mit riesenmuschel; ein scrawled cowfish mit hoernern (hallo schweiz!); wunderbar schwarz-gelbe riffbaersche; ein kleines exemplar eines manta; karribische grossflossen-riffkalmare, eine art qualle aber mit koerper; spinnenkrabben; unzaehlige schwaerme farbiger fische; schwarz-weisse tuepfel-ritterfische; korallenriffe; ...

 

ach! es war einfach nur genial... und auch sonst so, die stimmung und diese effektiv total andere welt hat mich total gefangen. dieses im wasser schweben, leise und geraeuschlos vor sich hintreiben, das blubbern der luftblasen, das abtauchen und vergessen.

 

bocas del toro. die ortschaft wird mir in guter erinnerung bleiben. auch nebst dem tauchen hat mir das kleine staedchen (uebrigens war dort dauer-schwitzen angesgt, selbst bei nacht - es war extrem heiss und im zimmer gab es nur ventilatoren...) sehr gut gefallen: party-maessig bleibt mir vor allem der abend in der aqua lounge unvergesslich: mit dem boot gelangt man von der hauptinsel innert minuten dorthin. die bar wurde auf stelzen ins offene meer gebaut, es gibt kleine schwimmingpools und trampoline sowie schaukeln am steg. auch abends ist es immer noch irrsinnig warm, und was ich in kuba noch mit einem kopfschuetteln quittiert habe, ist hier selbst bei mir gang und gaebe. ich trage flip-flops zum ausgehen! fazit: tanzen in badelatschen. geht!

 

 

05/06/2012 - 07/06/2012

eco-lodge lost and found

 

vom heissen bocas del toro geht´s in die ruhige und kühle region chiriquí. via boot zurück nach almirante, dann einen kurzen walk zur busstation und von dort aus in einem viel zu stark klimatisierten bus weiter. zuerst hat man noch blick aufs meer, dann ist man nur noch von grünen wäldern umgeben. mein heutiger reisepartner ist robert aus deutschland. wir schmunzeln über die schnulzige "don juan"-musik im bus, erfreuen uns ob den bäumen, hügeln und tälern, fahren an einem stausee vorbei. auf 1200 meter über meer steigen wir aus und wandern 20 minuten auf steilem weg rein in den jungle, zum hostel "lost and found". diese eco-lodge liegt mitten im wald, irgendwo im nirgendwo. abgelegen und von kolibirs und bäumen umgeben.

 

hier gibt es keine grossen partys mehr, supermärkte sind meilen entfernt. doch das hostel hat sich gut organisiert. aus einer art übergrossem warenvorrat sucht man sich das aus, wonach einem gelüstet - am ende des aufenthalts wird verrechnet, was man bezogen hat.

 

hier gibt es ein freudiges wiedersehen: annika aus holland, welche ich in costa rica das erste mal getroffen habe, logiert auch hier. wir kochen pasta, quatschen mit anderen touristen und gehen danach für ein bier in die hostel-eigene bar.

 

am nächsten tag gehe ich mit annika und luis aus mexico auf schatzsuche: die leute der lodge haben einen kniffligen parcour im jungle, dem fluss entlang, ausgedacht. gemäss spielbeschreibung werden wir the brain of sherlock holmes und the balls of indiana jones brauchen. und das ist irgendwie auch ein bisschen so. die ganze wanderung ist aufgrund sinnflutartiger regenfälle gestern nacht eine rutschige angelegenheit. wir bringen uns selber in knifflige situationen (zitat: "komm, wir überqueren doch lieber den fluss, auf der anderen seite hat es bestimmt einen bessern weg..."), laufen barfuss durch den wald, haben spass, werden nass, trocknen wieder und am ende finden wir - zurück im hostel - sogar den code zum schatz. gewinn: guenstigen alkohol! :-)

 

was am morgen noch eine tolle aussicht auf das tal war, ist am späten nachmittag eine einzige graue nebelwolke. ein gewitter zieht auf, es wird kalt. wir sitzen auf der gedeckten terasse, spielen yahtzee. ich fühle mich in dieser lodge, welche aus einigen wenigen gebäuden besteht (dusche überraschenderweise mit warmwasser!) irgendwie etwas wie in einem ferienlager mit einer grossen, neuen familie, bestehend aus backpackern aus aller welt.

 

am zweiten tag in der bergregion begebe ich mich mit annika und mady aus norwegen zum celestine-wasserfall. dieser liegt etwas versteckt zwischen felsen, man watet durchs wasser, um an den ort zu kommen, wo die wassermasse zwischen einer kluft 30 meter in die tiefe stürzt. via autostopp machen wir uns schon nach kurzer zeit auf den rückweg zum hostel, stoppen aber beim fortuna-stausee, welcher energie fuer 40% der gesamten elektrizität im ganzen land liefert. ebenfalls wieder via autostopp (diesmal mit jorge und leonardo in einem transporter, beladen mit 17000 stück ananas...) geht es dann wieder zurück in die lodge, zurück in den busch, zurück ins grüne paradies.

 

 

08/06/2012

hieroglyphen & hot springs

 

nächster halt: boquete. vom hostel "lost and found" unternehme ich mit annika und beth & gaz aus england eine organisierte tour dahin, allerdings mit zwei zwischenstopps. zuerst haltet unser reisebüssli bei der "petroglyph gold theory", inmitten grosser felsbrocken des vulkan barú, umgeben von einer schönen, grünen landschaft und einigen palmen. auf einem dieser felsbrocken sind einige farbige zeichen zu erkennen. die legende sagt, dass indigene pre-kolumbianer hier einen schlüssel zur goldsuche in diesen hieroglyphen versteckt haben. anscheinend leben immer noch nachkommen dieser volksgruppe hier, welche auch des geheimnis lösung kennen, es aber nicht preisgeben und somit nicht verraten wollen, wo sich das gold versteckt. nach wenigen minuten haben wir die zeichnungen, die aussehen als ob sie von kinderhand in den stein gekritzelt worden wären, gesehen und wir gehen weiter.

 

nach einem kurzen marsch kommen wir an einen fluss. weisse steine säumen das flussbett und ich erinnere mich mit einem schmunzeln an das klassenlager in der 6. primar im vercascatal. hier bädelen wir ein bisschen und wechseln dann zu den sogenannten "hot springs". das sind natürliche pool-landschaften mit heissem wasser, kommend aus quellen der vulkanregion. ein affe, welcher hier haust, turnt um uns herum, ist sehr zutraulich und kuschelt sich an uns. ein härziger und lustiger, aber auch ein freches, schlaues und listiges tier: ein coca cola - fläschchen und meine socken sind nicht sicher vor seiner diebeshand...

 


09/06/2012 - 10/06/2012

boquete

 

nach dem aufenthalt in den "hot springs" fährt uns der bus nach boquete ins hostel mamallena. beth und gaz fahren bereits am nächsten tag weiter, annika und ich aber sind wegen einem anderen grund hierher gekommen: wir wollen den vulkan barú besteigen!

 

am samstag machen wir uns an die monster-wanderung. alex aus den usa kommt ebenfalls mit. kurz vor mitternacht fährt uns ein mitarbeiter des hostels an den eingang des nationalparkes. wir befinden uns auf 1800 metern über meer, der gipfel des vulkans liegt 1700 meter höher. 14 kilometer weg liegen vor uns. guten mutes machen wir uns auf in die dunkelheit... bald merken wir, dass wir viel zu schnell gehen und wir somit lange vor dem sonnenaufgang auf dem gipfel ankommen würden. den letzten abschnitt nehmen wir also ganz ganz gemütlich, müssen dann jedoch vor dem letzten teilabschnitt doch noch rund eine stunde zeit vertreiben. dies machen wir in einem heruntergekommenen campement, welches wohl mal erbaut wurde, um hier übernachten zu können. wir hüpfen etwas umher, um warm zu behalten, denn es ist eisig kalt auf dieser höhe, und schlagen uns die zeit tot mit idiotischen ideen, beispielsweise versuchen wir, feuer zu machen.

 

rechtzeitig zum tagesbeginn sind wir auf dem gipfel des schon lange nicht mehr aktiven vulkanes. auf 3500 metern über meer bietet sich uns ein fantastischer ausblick auf ein weisses wolkenmeer, vielen gipfeln und tälern. einige wenige amseln, gerade erst erwacht, schwirren umher - sonst ist alles ruhig. zwei franzosen, welche hier in panama auf einem bauernhof arbeiten, geniessen den schönen sonnenaufgang mit uns.

 

das herunterlaufen ist anstrengend. die knie schmerzen, wir bemerken den fehlenden schlaf, sind erschöpft. die einzige freude ist das erkennen all des schönen, welches uns beim aufstieg im dunkeln verborgen blieb. viele bäume und gestrüpp, einige blumen (selbst auf luftiger höhe!), ein feld voller orchideen und plantagen von welchem gemüse auch immer. selbst die französischen bauern können uns nicht sagen, was hier angepflanzt wird.

 

wieder am parkeingang laden uns die beiden auf ihren jeep auf und fahren uns zurück nach boquete. annika, alex und ich setzen uns auf die ladefläche. das dorf erwacht langsam. wir fahren durch eine palmenallee, farbige wäsche und traditionelle kleider der indigenen bevölkerung hängen zum trocknen in der sonne. boquete ist ein kleines, verschlafenes dorf. ein hübscher dorfplatz ziert die mitte des städchens. es ist ruhig, viele frauen in farbigen kleidern mit ihren verschlafen dreinblickenden kindern schlendern auf ihrem sonntagsspaziergang durch die strassen. nebst einigen shops, bars und restaurants gibt es nicht wirklich viel hier. im supermarkt stehen zwar hinter allen vier theken mürrisch ausschauende angestellte, bedient wird aber jeweils nur eine kasse - die warteschlange ist enorm. ich habe immer noch etwas mühe mit dem kleingeld hier in panama: noten sind in amerikanischer währung vorhanden, das rückgeld gibt es aber in "balboa" (übrigens auch eine biermarke, welche mir zwar nicht so gut schmeckt wie das "atlas", aber immer noch besser als das "panama" - dies nur so als notiz am rande...) wobei 1 balboa-cent nicht etwa einem amerikanischen cent entspricht, sondern 10 cents. ich hab es aufgegeben, das system zu begreifen und zahle nur noch mit grossen dollar-noten!

 

sonst gehen wir den aufenthalt in boquete sehr ruhig an. wir essen in einem lokalen restaurant mit buffet (erinnert mich an eine gymi-schulkantine), wir spazieren ein bisschen durchs städchen und über die dorf-brücke, wir schauen uns fussball-em-spiele an (wobei sich die laune von annika nach der startniederlage der holländer nicht sonderlich bessert...) und essen pancakes. auch so ein thema: in jedem hostel hier in panama sind zum frühstück gratis pancakes zu haben. man schmeisst eine kelle der fertigsauce auf eine heisse platte, schmückt die gold-braun glänzenden pancakes mit bananen, früchten, schoggi, zimt, sirup, was immer das herz begehrt. jeweils ein wundervoller start in den tag und auf jeden fall etwas, das ich - sobald zurück in der schweiz - öfters kochen möchte.

 


11/06/2012 - 12/06/2012

lange fahrten, einsame inseln & filmreife polizeiaktion

 

mit einem oeffentlichen bus geht es von boquete nach david. zurückhaltende menschen mit scheuem lächeln gucken uns beim einsteigen an, mit ihren grossen, dunkeln augen. nach einer stunde busfahrt kommen wir in der stadt david an, wir haben eine stunde aufenthalt. unsere grossen reiserucksäcke deponieren wir im bus, dann erkundigen wir das stadtzentrum. der wolkenverhangene himmel kündigt regen an. kleine marktstände, wo alles fein säuberlich in plastiksäcklein abgepackt ist, bieten frische früchte und gemüse an. allerhandwaren, günstige sonnenbrillen und esswaren werden in den läden verkauft. es gibt banken und zwei hotels. nicht viel zu sehen.

 

mit kaffee und sandwich bewaffnet steigen wir in den nächsten bus ein und fahren ins eine stunde entfernte horconcitos. ticketpreis: $2. wie immer in den bussen wir auch hier laut musik abgespielt, erneut irgendwelche alte schlager. ich verdrehe die augen und muss über das schulmädchen schmunzeln, welches eine bank hinter mir auf ihrem handy laut lmfao abspielt - nicht nur den touristen geht das schnulzige gedudle auf den keks!

 

in horconcitos steigen wir bei einem supermarkt, der gleichzeitig auch als bushaltestelle dient, aus. es regnet in strömen. weiter geht´s in einem jeep nach boca chica, dann in einem wackelboot und immer noch im regen auf die insel boca brava. dort gibt es ein hostel mit restaurant, einige wenige häuser und sonst nur jungle, extrem viel jungle, und zwei strände. nach dem check-in spazieren wir durch den regenwald, versuchen auf rutschigem boden unser gleichgewicht zu behalten, schauen den wilden howler-affen zu, sehen einige vögel und schmetterlinge, gehen am strand schwimmen. im hostel sind nicht viele gäste und wir verbringen den abend, umschwirrt von extrem vielen mücken, mit einem holländischen päärchen - den wohl langweiligsten gesprächspartnern die ich je kennengelernt habe...

 

ich erwache früh in meiner hängematte, das taglicht weckt mich. erneut gehe ich auf einen spaziergang in den jungle, sehe wiederum affen, welche laut brüllend über meinem kopf umherturnen. zum frühstück gibt es hojaldre, ein fritiertes brot, anscheinend eine spezialität panamas. dann fahren wir mit zwei kayaks zur nachbarinsel, welche noch einsamer und verlassener wirkt. lägen nicht einige angeschwemmte flip-flops und plastikflaschen am strand, könnte man meinen, dass noch nie zuvor eine menschenseele an diesem strand gewesen wäre.

 

gegen mittag fahren wir zurück nach boca chica. am kleinen hafen warten wir auf den bus, welcher uns zurück an die hauptstrasse bringt. irgendein schlepper - vielleicht ein fischtransporter - lässt seinen motor minutenlang laufen, es stinkt und ist laut. herumstreunende hunde suchen in abfallkübeln nach essen, biertrinkende und gutgebaute männer sitzen faul herum. das dörfchen selbst ist winzig, schulkinder in blau-weissen uniformen rennen umher und kichern, man kennt sich, eine familie sitzt vor einer holzhütte bei einem einfachen mahl.

 

über grasgrüne hügel geht es zurück nach horconcitos, wo wir an der hauptstrasse aussteigen. wir wollen einen bus, kommend von david, anhalten und dann nach panamá ciudad fahren. alle stunde soll einer kommen, also legen wir unser gepäck ins gras und setzen uns an die kreuzung, um zu warten. ein schulbus mit winkenden kindern fährt vorbei. sonst herrscht nicht wirklich viel verkehr, einige überladene pick-up´s, einige dutzende autos, reisebusse - aber keinen, der nach panamá fährt. dann, nach etwa 45 minuten wartezeit, erscheint einer. wir signalisieren, dass wir mitkommen möchten. doch der buschauffeur signalisiert uns auch - und zwar: kein platz mehr!

 

plötzlich quietschende reifen. ein roter personenwagen biegt in eine seitenstrasse und saust in hohem tempo davon. keine zehn sekunden später sind drei polizeiautos zur stelle - polizisten stürzen aus den wagen, noch bevor dieser richtig angehalten hat. die männer ziehen sich kugelsichere schutzwesten über, sichern die kreuzung. ein auto verfolgt den roten personenwagen. uns wird ein bisschen mulmig, wir bleiben aber an unserem platz sitzen und schauen dem treiben zu. die polizisten beginnen mit kontrollen, halten jedes auto an, leuchten auf die rücksitze und in kofferräume, eine hand immer an der waffe, bereit, sie zu zücken. der einsatzleiter telefoniert ununterbrochen, schwitzt und gibt in scharfem ton anweisungen. dann entdeckt er uns und weist einen beamten an, sich in unsere nähe zu stellen. sicherheit den touristen! das ganze dauert etwa eine stunde, dann entschärft sich die situation und die autokontrollen werden spärlicher durchgeführt. bis heute wissen wir nicht, um was es genau ging und ob die gangster zwischenzeitlich gefasst wurden. aber auf alle fälle war dieses spektakel, welches wir da während dem essen von m&m's (...hatten leider kein popcorn dabei...) geboten bekamen, spannend und unterhaltsam: besser als kino!

 

irgendwann, es kommt uns eine halbe ewigkeit vor, erscheint erneut ein bus mit destinationsziel panamá. aber: ebenfalls bis auf den letzten platz gefüllt! wir haben die nase voll vom warten, machen auto-stopp und ein typ nimmt uns mit nach santiago, von wo aus wir gerade noch den 16-uhr-bus nach panamá ciudad erwischen. irgendwann gegen acht uhr abends kommen wir in der hauptstadt panamas an, muede aber froh, den ort noch heute erreicht zu haben.

 

13/06/2012 - 16/06/2012

panamá ciudad

 

panamá, die hauptstadt dieses wunderbaren landes, lebt, pulsiert, begeistert. unser hostel luna`s castle, ein regelrechter party-platz (aufgrund der integrierten bar kriegt man vor 3 uhr morgens jeweils kein auge zu...), liegt im kolonialen stadtteil casco viejo. auf einem spaziergang am meer entlang gelangt man zum lauten hafen, wo sich hunderte pelikane die gefieder trocknen, und dann weiter zur skyline panamás, in das moderne stadtviertel. schlussendlich finden wir auch eine bank mit bancomat und können uns zur shoppingmall multiplaca aufmachen: annika und ich brauchen diverse dinge. wirklich finden tun wir dann doch nichts (...alles ein bisschen überteuert), weshalb wir uns dann halt ein grosses galcé bestellen. das einkaufszentrum beim busterminal sind da schon ein bisschen geldbeutel-freundlicher, allerdings auch sehr, sehr, (sehr!) geschäftstreibig, amerikanisch und laut.

 

die öffentliche busse nennen die einheimischen "diablo rojo" - die roten teufeln. diese ehemaligen schulbusse aus amerika wurden umfunktioniert und jetzt als transportmittel in der ganzen stadt verwendet. kreativ sind sie auch, die panamanier: alle busse sind mit grafitis farbig verziert und bilden so einen witzigen und originellen farbtupfer im stadtbild. der untere teil der  busse ist meistens rot - und die fahrweise der chauffeure teilweise recht teuflisch... deshalb der name dieser gefährte!

 

wir fahren nach panamá viejo, um die ruinen der ersten stadtsiedlung zu besichtigen. 1519 wurde dieser stadtteil von den spaniern erbaut, 1671 dann vom britischen freibeutern sir henry morgan zerstört. das ganze ist zwar interessant, die ruinen haben wir aber bald mal gesehen. anschliessend geht´s ins dazugehörende museum, in einen souvenirshop und in ein kleines, lokales restaurant, wo wir uns von unfreundlichen und genervt wirkenden chinesen poulet servieren lassen.

 

der panamakanal. 1914 wurde diese wasserstrasse erstellt, jährlich gelangen etwa 15000 schiffe mit jeweils bis zu 4000 containern durch diesen engpass. von einem aussichtspunkt aus schauen wir zu, wie die transportschiffe die schleusen passieren - das sind riesige gefährte, eine wahnsinnige konstruktion und eine enorme planung der abläufe. wirklich interessant! doch wer mich kennt, weiss, dass ich von solchen sachen schon bald mal genug habe und ich nicht all zu lange beim kanal geblieben bin...

 

wir besuchen den parque natural metropolitano, der nur einige autominuten ausserhalb dem stadtzentrum liegt. erhofft habe ich mir, einige der dort existierenden 250 vogelarten zu erspähen - wirklich gesehen habe ich dann deren zwei. immerhin gab es auch einen tollen ausblick auf die stadt, eine nasenbärenfamilie und ein aguti (ist ein nagetier, habe ich bis heute auch noch nie davon gehört...) und wahnsinnig viele, farbige schmetterlinge.

 

gegessen wird übrigens jeweils in lokalen beizen, wo man sich an einem buffet den teller bis an den rand füllen kann und dann verhältnismässig sehr wenig dafür bezahlen muss. oder wir kaufen uns gesunde sachen ein und kochen in der küche des hostels unser eigenes, leckeres abendessen. oder, wenn wir mal müde sind, gehen wir auch nur gerade um die ecke und bestellen uns einen fettigen hamburger mit noch fettigeren fritten.

 

und dann, war da in panamá noch das erlebnis, das früher oder später halt praktisch nicht mehr zu vermeiden gewesen war: mein erster coiffeurbesuch im ausland stand vor der tür! ein bisschen blöd ist eigentlich nur, dass es aufgrund nicht wirklich vorhandener spanisch-kenntnisse relativ schwierig ist, genau zu erklären, welche frisur ich gerne hätte... hat schlussendlich aber doch noch ganz gut funktioniert. im kleinen coiffeursalon herrscht grosses treiben, dauernd kommen irgendwelche frauen rein, um mit der besitzerin ein wenig zu quatschen. ein ventilator brummt vor sich hin, der hastig über mich geworfene mantel bewirkt nicht wirklich, dass die abgeschnittenen haare nicht in meinen kragen gelangen. am ende der prozedur nimmt die dame eine riesen-bürste, bestäubt sie mit irgend einem weissen pulver und wischt mir damit durch die haare und das gesicht. und dann schäumt sie mit irgend einer weissen masse mein haar voll und verpasst mir einen seitenscheitel. was für eine frisur! ich husche danach - mit gesenktem blick - schnell zurück ins hostel, wo ich mir die haare sofort anders kämme. kostenpunkt des amüsanten erlebnisses: $4 !

 

des weitern fahren wir zum causeway, welcher ausgangs des panamakanals drei kleine inseln verbindet. das quartier ist total verlassen und ruhig, einige leere restaurants und bars gähnen um die wette. wir laufen die promenade richtung stadtzentrum zurück, die sonne zaubert einen schönen farbmix an den himmel, während ein schiff richtung meer in die nacht hinausfährt.

 

ausgehen in panamá. einige male bleiben wir in der hostel-eigenen bar sitzen. am freitag machen wir uns mit einigen anderen backpacker in eine kuba-bar auf, wo ich zu karibischer live-musik in erinnerungen an castros land schwelge. ein super abend, fröhliche menschen und komplette ferienstimmung. an einem anderen abend fahren wir zur viel gelobten calle uruguay, der strasse im stadtzentrum, wo es am meisten bars und discos haben soll. das ganze entpuppt sich dann aber als totales luxusquartier. nach langem flehen dürfen wir (überraschung!) gratis rein. der club ist toll, electro-musik vom feinsten. obwohl die gäste mehrheitlich von der schicki-micki-gesellschaft stammen, haben wir touristen ziemlich viel spass, inmitten der fanzy panama-gesellschaft.

 

mir gefällts hier, in der überschaubaren hauptstadt. leute grüssen freundlich, ohne etwas von mir zu wollen und sie sind auch hilfsbereit. auf dem fischmarkt degustieren wir ceviche, eine spezialität zentralamerikas, bestehend aus rohem fisch, crevetten, tintenfisch und limettensaft. allerhandwarenlädeli unter blechdächern versuchen, einzelteile unters volk zu bringen. eine frau hat sich aufgrund einiger weniger regentropfen einen plastiksack über den kopf gestülpt. in der avenue central, der hauptstrasse im stadtteil casco viejo, findet man billige kleidergeschäfte mit viel zu eng aufgestellten regalen und wahnsinnig lauter musik. mütter mit schreienden kindern drängen sich in die stark klimatisierten geschäften. auf der strasse selbst kriegt man cheesburger & soda für gerade mal $ 1.50, bei kleinen, improvisierten lädeli kann man zwischen zehn verschiedenen bonbonsorten auswählen oder eine halterung für gps-navigationsgeräte erwerben.  in einem kellner bieten einheimische den farbigen stoff an, woraus die bunten gewänder der indigenen bevölkerung genäht werden. es geht hektisch zu und her, hier, in panamá. die polizei ist überall präsent, taxis hupen dauernd und wollen so auf sich aufmerksam machen, eine frau kippt ihren müll vom balkon auf die offene strasse und ein verkäufer preist lautstark seine plantanos an. 8 stück kriegt man für einen dollar. 

 

oh, wie schön ist panama!

 

17/06/2012 - 21/06/2012

mit dem segelschiff via islas san blas nach kolumbien

 

im grenzgebiet panama - kolumbien könnte es zu überfällen der guerillas auf die zivilbevölkerung kommen, weshalb von reisen auf dem landweg in dieser region abgeraten wird. es bleiben zwei möglichkeiten, von panama nach kolumbien zu reisen: mit dem flugzeug oder mit dem segelschiff. klar, dass ich die abenteuerlichere variante wähle.

 

mit kapitän john und seiner crew dominika und primo verbringen wir - ich und dreizehn andere rucksack-touristen - eine woche auf dem 18 meter langen segelschiff "wild card". gestartet wird in puertobelo. was danach folgt, sind die drei wohl schönsten tage auf dem meer EVER! wir tuckern (gesegelt haben wir praktisch nie während der ganzen reise...) an den inseln san blas vorbei. diese kette aus etwa 350 inseln und inselchen werden von rund 25´000 bewohnern des volkes der kuna bewohnt. sie bilden ein autonomes gebiet in dieser karibischen küstenregion.

 

das ganze ist einfach nur traumhaft! und irgendwie unreal. weisse sandstrände, und zwar so weisse, wie ich sie noch nie irgendwo gesehen habe. als vergleich könnte allenfalls die raffaello-werbung herhalten. sauberstes wasser, nicht blau, sondern regelrecht klar, durchsichtig. die inseln mit ihren grünen palmen und bäumen bilden einen tollen kontrast zum azulblauen meer. korallenriffe vor den inseln laden zum schnorcheln ein - hunderte farbige fische, ein lionfish und ein blauer schwertfisch sind zu sehen. auf den inseln selber kann man von den indigenen kunas souvenirs, frittiertes brot oder kokosnüsse kaufen. die strohhütten und ihr lebensstandart wirken surreal, für uns ist es schwer vorstellbar, unter diesen umständen (notabene irgendwo, mitten auf dem meer!) zu leben.

 

der tag startet mit einem sprung ins kühle nass, dauernd trage ich badehosen. wenn man nicht gerade am schwimmen ist, döst man auf dem deck vor sich hin, liest, sünnelet oder lässt sich von der schiffsküche verwöhnen: das zweite frühstück ist jeweils der hammer und auch sonst lässt es sich gut leben - einmal gibt es frische riesenlanguste, krebse und fischreis. die sonnenuntergänge sind paradiesisch, die sterne zahlreicher als irgendwo sonst und die nächte unterhaltsam: mit der jungen truppe werden haufeweise trinkspiele gespielt und biere und rum geleert. und einmal machen wir auf einer klitzekleinen, einsamen inseln ein lagerfeuer und geniessen das karibische flair dieses abends.

 

die letzten anderthalb tage sind dann nicht mehr so toll. wir fahren non-stop richtung kolumbien - 30 stunden horror für mich. hoher wellengang auf dem offenen meer tun mir überhaupt nicht gut, und wenn ich nicht grad´am schlafen bin hänge ich irgendwo über der reling. wenn ich mich möglichst nicht bewege, geht es mir einigermassen gut. ich bin froh, als wir am donnerstagabend in cartagena, kolumbien ankommen. nach kurzer wartezeit auf dem schiff werden wir mit dem gummiboot ans land chauffiert.

 

insgesamt war das ganze ein toller trip und ein genialer abschluss von panama. das land hat mich begeistert und ich habe die tage hier sehr genossen. und nachdem die erste nacht in kolumbien - immer noch mit einigen schwindelgefühlen - gut überstanden war, freue ich mich nun auf mein abenteuer südamerika. ¡bienvenido a colombia!

 

fotos panama